Bildschärfe als Qualitätsmerkmal

Motiv – Fototechnik – Ästhetik – Aussage

 

Beurteilung der Bildschärfe

Zur Beurteilung der Bildschärfe verwendet man am besten die 100-Prozent-Ansicht des Fotos in der jeweiligen Bildbearbeitung.  Verwackeln erkennt man an unscharfen Doppelkonturen, falsche Fokussierung an unscharfen Details. Das Rauschen ist unmittelbar erkennbar und kann mit der Rauschreduzierung gleich entfernt werden. Wenn Sie Ihre Fotos immer auch in der 100-Prozent-Ansicht betrachten, bekommen Sie mit der Zeit ein sicheres Gefühl dafür, ob Sie mit der jeweiligen Kamera unter den jeweiligen Aufnahmebedingungen eine zufriedenstellende Bildschärfe erreicht haben. Sie dürfen allerdings nicht erwarten, dass die 100-Prozent-Ansicht ausgeprägt scharf und detailreich ist. Schließlich ist sie nur ein winziger Ausschnitt eines viel größeren Bildes, welches in seiner Gesamtheit scharf erscheinen soll:

Gesamtansicht

Ausschnitt, der etwa einer 100-Prozent-Vergrößerung entspricht.

Kamera und Bildschärfe

Die maximale Bildschärfe wird ohne Zweifel durch die Auflösung des Fotosensors bestimmt. Mehr Megapixel können eben mehr Details abbilden. Eine Webseite, die das drastisch und frei von Werbelügen darstellt: https://www.dpreview.com/articles/1216651840/our-new-reference-camera-phase-one-xf-iq4-150mp-added-to-studio-test-scene

Tipps für maximale Bildschärfe

Unbeabsichtigte Unschärfe ist noch immer ein Hauptgrund für misslungene Fotos. Und weil die optimale Schärfe gar nicht so einfach zu erreichen ist, hier noch ein paar konkrete Tipps. Sozusagen eine Checkliste.

Belichtungszeit

Unschärfe durch leichte Kamerabewegungen bei Freihandaufnahmen wird durch eine zu lange Belichtungszeit begünstigt. Ebenso durch lange Brennweiten. Daher gilt noch immer die einfach anzuwendende Faustregel: Maximale Belichtungszeit = 1 / Brennweite. Bei einem Weitwinkelobjektiv von 20 mm Brennweite also 1/20 Sekunde. Bei einem Teleobjektiv von 500 mm Brennweite 1 / 500 Sekunde.  Diese Faustregel bezieht sich auf analoge Kleinbildaufnahmen mit 21 DIN bzw. 100 ISO. Für die teilweise deutlich kleineren und trotzdem höher auflösenden Digitalformate muss diese Belichtungszeit eigentlich weiter verkürzt werden. Bei Verwendung von Bildstabilisatoren (Antishake) wird das allerdings ausgeglichen, so dass die alte und einfache Faustregel im wesentlichen immer noch gültig ist. Wer es genau wissen will, sollte mit seiner Kamera einmal eine Belichtungsserie machen und dann die Resultate in der 100 Prozent-Vergrößerung anschauen. Werden dort Doppelkonturen sichtbar, war die Belichtungszeit zu lang.

Optimale Blende

Starkes Abblenden kann zu Beugungseffekten führen. Die Detailschärfe wird verringert. Wer es genau wissen will, findet zahlreiche Publikationen im Internet. Noch besser ist Ausprobieren.

ISO

Die meisten Kameras bringen bei niedriger ISO-Zahl (oft 100 ISO) die beste Detailauflösung. Die notwendige Belichtungszeit und Blende haben in der Praxis aber Vorrang. Man erhöht ISO erst, wenn man sonst eine zu lange Belichtungszeit oder eine zu große Blende mit zu wenig Schärfentiefe erhält.

Richtige Belichtung

Bei Unter- oder Überbelichtung nimmt die Detailschärfe ab. Man sollte also die Belichtung an den Motivteilen ausrichten, für die man maximale Schärfe haben will.

Richtige Fokussierung

Ein Motiv oder besser eine Foto-Szene ist meistens in der Tiefe gestaffelt. Vordergrund, Mittelgrund und Hintergrund. Die einzelnen Motivbereiche befinden sich in unterschiedlichen Entfernungen zur Kamera. Wir haben unterschiedliche Entfernungsebenen im Motiv. Die Entfernungseinstellung oder Fokussierung kann aber nur auf eine dieser Entfernungsebenen eingestellt werden. Und nur Motivteile, die sich in genau dieser fokussierten Entfernungsebene befinden, werden maximal scharf und detailreich abgebildet. Diese Einstellebene liegt senkrecht auf der optischen Achse der Kamera und parallel zur Sensorfläche. Die Frage nach der richtigen Fokussierung ist dann auch ein gestalterisches und psychologisches Problem. Sie sollten sich nämlich fragen, wo sie die maximale Schärfe haben wollen. Wo wird der Betrachter hinschauen, was will er genau sehen. Was ist am wichtigsten. Bei Mensch und Tier wird man die Augen scharf haben wollen. Bei Landschaften können es interessante Details in Mittel- und Vordergrund sein. Immer wenn Schriften in der Foto-Szene vorhanden sind, wird man die Schärfe nach der Lesbarkeit der Schriften beurteilen. Die richtige Einstellungsebene ist also eine sehr subjektive und individuelle Angelegenheit. Ist die Entscheidung gefallen, muss man nur noch richtig einstellen oder fokussieren. Aber das hat auch so seine Tücken.

Auf zwei weit verbreitete Fehler möchte ich daher hinweisen. Die Form des Fokusfelds bzw. der Fokus Area hat Konsequenzen.

Verwende ich ein großes Fokusfeld und befinden sich darin Objekte in unterschiedlicher Entfernung, stellt die Kamera auf eine durchschnittliche Entfernung scharf, die sich aus den einzelnen Objektentfernungen errechnet.  Beispiel: Ich fotografierte einen Verteilerkasten mit Aufklebern und kleinen Schriften. Ein Teil des Autofokusfeldes erfasste noch die hinter dem Verteilerkasten befindliche Wand. Ergebnis: die kleinsten Schriften der Sticker waren nicht mehr lesbar. Ich bin fast verzweifelt.  Wenn es auf die Lesbarkeit kleiner Schriften ankommt, hilft nur ein Spot-Autofokus auf genau diese Schriften.

Das Feld des Spot-Autofokus liegt normalerweise in der Mitte des Suchers und kann nur bei neueren Kameras beliebig im Sucherfeld bewegt werden. Bei unbeweglichem mittigen Fokus, wird bei Objekten abseits der Bildmitte die Kamera in Richtung Objekt verschwenkt, fokussiert, der Fokus festgehalten und vor der Auslösung die Kamera wieder in den gewünschten Bildausschnitt bewegt. Allerdings fotografiert man dann mit einer Fokusebene, die hinter der tatsächlichen Entfernungsebene des Objektes liegt. Das hat aufgrund der Schärfentiefe oftmals gar keine Folgen, ist aber ungenau.

 

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