Der Rahmen

Motiv – Fototechnik – Ästhetik – Aussage

 

Jedes Foto hat einen Rahmen. Auch rahmenlos aufgehängte oder ins Netz gestellte Fotos. Es ist schon alleine das quadratische oder rechteckige Format. Ovale Rähmchen waren früher weit verbreitet, sind aber zu Recht etwas aus der Mode gekommen. Der Rahmen definiert die Grenze des Fotos und macht es auch als einen Ausschnitt aus der fotografierten Realität kenntlich. Der Rahmen bietet Orientierung. Man kennt ja auch den Begriff des Orientierungsrahmens. Eine Orientierung, die beim normalen Sehen fehlt. Das Auge hat keinen definierten Rahmen. Viele Unterschiede zwischen direktem Sehen und dem indirekten Sehen über ein Foto beruhen zu einem beachtlichen Teil genau auf diesem Rahmen. Einen schiefen Horizont zeigt sich am deutlichsten in einem Rahmen, weil man ja den direkten Vergleich zu den senkrechten und waagrechten Rahmengrenzen hat. Stürzende Linien werden deutlicher sichtbar. Aber ein Rahmen hat auch eine hochgradige ästhetisierende Wirkung. Er ist ein Ordnungsfaktor, der den Grad der Ordnung eines Fotos erhöht. Ist es dazu noch ein schön breiter Rahmen, haben wir sogar zwei Rahmen, einmal mit einer inneren Begrenzung zum Foto und einmal mit einer äußeren Begrenzung zum Umfeld. Nimmt man dafür zwei Goldene Rechtecke geht die Ästhetik ins Grenzenlose. Sowohl nach der Theorie des Goldenen Schnitts als auch nach der Ästhetikformel von Birkhoff M=O/C. Vereinfacht gesagt, ein Rahmen ist etwas Ordentliches. Er macht das Foto auch wertvoller. Warum sollte man sich sonst die Mühe machen.

Ohne Rahmen:

Mit Rahmen

Kritisch betrachtet erwecken schöne und ausgeprägte Rahmen immer den Verdacht, dass etwas geschönt und ästhetisiert werden soll. Ein gutes und interessantes Foto braucht keinen derartigen Rahmen. Aber ein Rahmen ist eben ein beliebtes Klischee. Ein dekoratives Element.

 

 

 

 

 

 

 

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